Bürokratie erstickt Menschlichkeit
Unsere schwerstbehinderte erwachsene, “ehemalige” Pflegetochter Katja (knapp 22 jährig, “basal”, wachkomaähnlich) kam vor über 20 Jahren aus einem Wiener Säuglingsheim in unsere Familie. Vor fünf Jahren war die wirtschaftliche Belastung nicht mehr zu bewältigen. Immer mehr erforderte die Pflegearbeit unser beider Einsatz, sodass eine Erwerbsarbeit immer mehr unmöglich wurde. Wir waren indirekt zu einer Heimunterbringung Katjas genötigt.
Dort wurde sie jedoch nach nur sieben Wochen Unterbringung in der “besten Behinderteneinrichtung” Niederösterreichs (Zitat Soziallandesrätin) fristlos und ungesetzlich vom Betreiber – der diese Einrichtung als “eines der modernsten und bestausgestatteten Angebote für schwer mehrfach behinderte Menschen in Niederösterreich” beschreibt – in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde (Amtsmissbrauch) rausgeworfen, nachdem wir als Fachleute, Pflege-, Betreuungs-, Hygiene- und Strukturmängel aufzeigten und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und getroffener Vereinbarungen einforderten.
Charlotte ist Dipl. Kinderkrankenschwester mit Weiterbildungen in Hauskrankenpflege, Gerhard hat als Bundesheer- und Rettungssanitäter eine Pflegehelfer-Ausbildung. Beide sind wir die höchstqualifiziertesten Pfleger für Katja mit inzwischen über 20 Jahren Erfahrung.
Seit dem Betreuungsabbruch vom 4.4.2005 kämpfen wir einen unerbittlichen Kleinkrieg, weit über der Grenze alles Unerträglichen, gegen die Sozialbehörden der Länder NÖ und Wien, in zwei Verfahren bis zu den Höchstgerichten. Es geht um eine angemessene und vernünftige Unterstützung für die lebensnotwendige, hochprofessionelle und viel bessere Rund-um-die-Uhr-Pflege zuhause, deren Finanzierung von der Sozialbürokratie bisher versagt wird.
Für untaugliche Aussonderungseinrichtungen wurde ein Vielfaches bezahlt, dort flog unsere Katja fristlos raus (offiziellerseits wurde dazu bisher tunlichst geschwiegen). Für die “Lebens- Aufgabe” einer viel besseren Reha-Pflege und Betreuung ZUHAUSE bedeutet das eine Lebens- “Aufgabe”! Nur ein Bruchteil der Kosten in der Sonderwelt “Heim” wird für menschenwürdiges Leben daheim ersetzt.
Pflegende Angehörige verlieren jeglichen sozialen Status und sind als Mitbetroffene an der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben weit unter der Armutsgrenze ausgeschlossen. Wir stehen seit etwa vier Jahren davor, unser Eigenheim zu verlieren und stehen auch sonst auf allen Ebenen mit dem Rücken zur Wand.
Wir fragen uns vor allem zwei Dinge:
Womit haben wir das verdient und was haben wir falsch gemacht?
Pflegefamilie Lichtenauer mit „Pflegetochter“ Katja
Ostersonntag, 4.4.2010
Mehr Infos: http://katja.at und http://katja.at/leben/hilfe/notruf
Erstveröffentlicht in Facebook am Ostersonntag, 4. April 2010, Download als PDF
Nachtrag 6.6.2012:
4.4.2011: [D+896] Pflege in Not – Bürokratie erstickt Menschlichkeit (update 2011)
4.4.2012: [D+1262] Pflege in Not – Bürokratie erstickt Menschlichkeit (update 2012)
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