Notruf: Bürokratie erstickt Menschlichkeit (Hilferuf vor vier Jahren, am 7.7.2005) Druckverion: (PDF)
Bürokratie erstickt Menschlichkeit
Ein Notruf
Lichtenauer Gerhard
Pfarrhofsiedlung 24
A-3351 Weistrach
Tel.: 0699 12490010
Mail: gerhard@lichtenauer.at
Steyr, am 7.7.2005
Sehr geehrter Empfänger dieses Notrufes,
aufgrund einer persönlichen Notsituation, wende ich mich an Sie mit der Bitte, nachstehende Information zu lesen und zu prüfen, ob Sie mir helfen könnten.
Mir ist bewusst, dass ich mich nicht kurz fassen konnte, es gelang mir leider nicht, den Sachverhalt in kürzerer Form ausreichen darzustellen.
Persönliche Notsituation:
Ich befinde mich in einer akuten finanzielle Notlage, die aus eigener Anstrengung kurzfristig nicht zu bewältigen ist und die mit all dem nachstehend Beschriebenen in Zusammenhang steht.
In wenigen Tagen fallen Entscheidungen, die eine massive existenzielle Bedrohung und Schaden für mich und meine Familie bedeuten.
Es geht mir in meiner Bitte um Unterstützung, um die Aufrechterhaltung unserer Versorgung und damit auch um die Sicherung der weiteren Betreuung und Pflege unserer mehrfachbehinderten Pflegetochter.
Unsere Entscheidung, Katja aufzunehmen trafen wir mehrere Jahre vor der Einführung von Pflegegeld.
Durch unsere freiwillige Entscheidung vor 16 Jahren, ersparten wir der Öffentlichkeit bisher etwa 700.000 Euro (verglichen mit geschätzten Heimkosten).
Bitte glauben Sie mir, es fällt nicht leicht, auf diese Weise um Hilfe zu betteln.
Ich wage diesen Notruf aber in der Hoffnung, jemanden zu finden, der seine persönlichen Möglichkeiten erkennt und bereit ist, diese wohlüberlegt und geprüft zum Wohle von Hilfe- und Schutzbedürftigen einzusetzen.
Wie kann Hilfe aussehen?
Einerseits würde uns Unterstützung in emotionaler und ideeller Weise sicher gut tun und Mut machen, weiterzugehen. Ich meine damit ganz einfach Ideen, Ratschläge, Ermutigungen, etc.
Einwirken auf Behörden könnte vielleicht noch manches bewirken, langfristig ist aber Einflussnahme in die Gesetzgebung auf Bundes- und Länderebene vonnöten, dass solche Dinge nicht passieren können.
Andererseits ist meine finanzielle Situation derart prekär, dass gerade hier rasche Hilfe auch die effektivste Unterstützung sein könnte, um großen Schaden abzuwenden.
Es gibt Pläne der österreichischen Bundesregierung, ab kommenden September Bauspardarlehen auch für Bildungs- bzw. Pflegefinanzierungen verwenden zu können. Das wäre z.B. eine Möglichkeit für mich, die akute Krise vorerst zu überbrücken. Leider fehlt es aber hier an der natürlich dafür auch erforderlichen Besicherungsmöglichkeit des Darlehens. Mangels Bonität bzw. Sicherheiten entfallen derzeit alle Möglichkeiten einer Fremdfinanzierung zur Überbrückung. Hier könnte vielleicht die Gewährung einer Besicherung / Bürgschaft eine Hilfe bedeuten, wobei für so eine Hilfe nur jemand in Frage kommt, für den der Risikobetrag eine Kleinigkeit und letztlich verzichtbar wäre (um hier auch Klartext zu reden).
Neben der Möglichkeit eines Privatdarlehens, wäre auch ein Patenschaftsmodell vorstellbar, vor Allem für Personalkosten zur Betreuung, Pflege und Assistenz.
Ein gemeinnütziger Verein oder eine Stiftung könnte langfristig eine geeignete Form darstellen. Wir kennen einige ähnlich gelagerten Fälle von besonderen Familien und besonderen Pflegefamilien, es herrscht große Not! Wir hätten da so manche Träume für unsere Kinder, gerne würden wir diese Träume mitteilen.
Geeignete Konzepte entstehen meist nur aufgrund von Initiativen von Betroffenen!
Bisherige Versuche, auf Ebene der zuständigen Behörden (bis hin zur Einschaltung der Volksanwaltschaft), zu einer Lösung oder auch nur Ansätzen davon zu gelangen, schlugen kläglich fehl und verschlimmerten die Situation sogar. Es gibt auch mehrere Anzeichen dafür, dass dies auch so bleiben wird.
Mit diesem Appell möchte ich einerseits durchdringen zu den politisch Verantwortlichen und zu raschen Lösungen drängen, andererseits Menschen finden, die Möglichkeiten haben, rasch und unbürokratisch zu helfen, großen Schaden abzuwenden.
Menschen mit schwerster geistiger und mehrfacher Behinderung, die nicht für sich selber sprechen können, brauchen eine starke und überzeugende Lobby, eine offensive, kompromisslose Parteinahme durch Angehörige mit Rückhalt in der Öffentlichkeit, um nicht gesellschaftlich abgeschoben, isoliert und aufbewahrt zu werden. Geschwiegen wurde in unserem Lande schon zu oft.
Familien, die sich dieser wertvollen Aufgabe widmen, brauchen Hilfe!
Ihre geschätzte Rückantwort würde ich selbstverständlich anonym behandeln.
Mit hoffnungsvollen Grüßen
Lichtenauer Gerhard, Ing.
Tel.: +43 (0)699 12490010
Mail: gerhard@lichtenauer.at
Anhang:
– Bürokratie erstickt Menschlichkeit – Versuch einen Einblick zu vermitteln
– Katjas Geschichte
Bürokratie erstickt Menschlichkeit
Privates Integrationsprojekt
Vor 16 Jahren trafen wir als Ehepaar wohlüberlegt eine weitreichende Entscheidung, die wir trotz vieler Probleme bis heute nicht bereuen.
Wir bieten einem Kind mit besonderen Bedürfnissen die Möglichkeit in einer Familie aufzuwachsen, indem wir es aus einem Säuglingsheim holten und in Pflege nahmen.
Im Folgenden (und im Anhang) erhalten Sie einen kurzen Einblick in das Leben Katjas, eine Information in den Verlauf dieses gewagten Unternehmens und in unsere Situation als ihre Pflegeeltern:
Katja ist nun 17 Jahre alt und seit 15,5 Jahren unser Pflegekind.
Meine Frau Charlotte ist Dipl. Kinderkrankenschwester, ich bin selbständig erwerbstätig (Technisches Planungsbüro und Beratung für Gesundheitsvorsorge).
Katjas schwere geistige und körperliche Beeinträchtigungen lassen sich vielleicht am ehesten mit einem Wachkoma- Zustand vergleichen und um sie hier mit medizinischen Ausdrücken zu verschonen, nur kurz eine Auflistung von einigen Problembereichen:
Kaum Sozialkontakt, Epileptische Anfälle, kann nur Brei und sehr langsam essen, muss gewickelt werden, fast blind, keine zielgerichteten Bewegungen, kann nicht sitzen, muss ständig richtig gelagert und durchbewegt werden, braucht rund-um-die-Uhr-Betreuung. Sie kann weder ihre Lage selbständig ändern, noch irgendein Bedürfnis äußern. Mehrere Stunden täglich ist nicht nur eine 1:1 Betreuung erforderlich, sondern zwei Personen sind gleichzeitig nötig. Katja ist 37 kg schwer.
Natürlich ist das nicht die Beschreibung ihrer Persönlichkeit und aller Bedürfnisse aber es geht hier mal schwerpunktmäßig um diese Bedürfnis- Komponente ihres Lebens.
Unterstützung oder Behinderung?
Viele Entbehrungen und Verluste haben wir in all den Jahren auf uns genommen, um Katja, die genauso wertvoll ist, wie unser eigenes Leben, das zu geben, was ihr von der Gesellschaft vorenthalten werden würde.
Dabei haben wir immer wieder feststellen müssen, dass es einem von öffentlichen Stellen (gelinde gesagt) nicht leicht gemacht wird.
Einige Beispiele:
- Katja wurde von der Ärztin des Säuglingsheimes, in welchem Katja von 10. bis 18. Lebensmonat untergebracht war, als: „nicht geeignet für eine Unterbringung in einer Familie” bezeichnet.
- Äußerungen von Sozialarbeitern (Vergleich mit Rost-Auto und die “Behinderte würde der Dorftrottel sein”) um uns vom Vorhaben, ein behindertes Kind anzunehmen, abzubringen.
- Da wir trotzdem an unserer Entscheidung festhielten, mussten wir Zweifel an uns durch ein psychologisches Gutachten ausräumen lassen.
- Die Kostenübernahme für fachärztlich verordnete Musiktherapie wurde mit der Begründung abgelehnt, dass die Therapeutin vor Ort keinen Vertrag mit dem 180 km entferntem Sozialamt habe !
- Schwerer Clinch mit Schulbehörde, weil Katja wegen angeblicher “Schulunfähigkeit” von der Schule hinausgeworfen werden sollte (versuchter Amtsmissbrauch, dessen Umsetzung letztlich verhindert werden konnte, ist nach österreichischer Gesetzeslage kein Vergehen).
- Mangelnde Unterstützung bis hin zur Untätigkeit durch Behörden nach fristlosem Rausschmiss aus einer Betreuungseinrichtung (unten noch näherer Bericht).
Viele Pflegemaßnahmen können mittlerweile nur mehr zu zweit durchgeführt werden und so war in den letzten Jahren die Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit immer mehr reduziert.
Stationäre Unterbringung – gescheitert
So entschlossen wir uns im Herbst vorigen Jahres, Katja in einer Einrichtung betreuen zu lassen, um durch vermehrtes berufliches Engagement wieder aus einer inzwischen bedrohlichen finanziellen Krise zu kommen und auch mehr Zeit mit unserem Sohn verbringen zu können.
Im Februar dieses Jahres wurde Katja in dieser Einrichtung aufgenommen.
Leider bekamen wir von Anfang an große Zweifel wegen verschiedener Vorkommnisse und Nichteinhaltung vorher getroffener Vereinbarungen, sowie rechtlich zustehender Standards (z.B. freie Arztwahl).
Wir gerieten sofort ungewollt in die Rolle von kontrollierenden, unzufriedenen Angehörigen und merkten in vielen Einzelheiten, wie unser Sorgen um Katja bekämpft wurde.
Unsere Anfragen bei der Leitung der Einrichtung und den zuständigen Behörden über bestimmte offensichtliche Pflegemängel, Einfordern von rechtlich zustehenden pflegerischen Mindeststandards und das Aufzeigen vermuteter organisatorischer Strukturmängel wurden konsequent abgewiesen, auf Vieles gar nicht reagiert und letztlich offensichtlich auch nicht ernst genommen.
Dieses konsequente Ignorieren und Negieren von Rechten führte schließlich als Spitze der Eskalation zum Rauswurf der jugendlichen Bewohnerin.
Am 4. April, bereits nach sieben Wochen in dieser Einrichtung, wurde die Betreuung unangekündigt, fristlos und ohne entsprechendem Grund gekündigt.
Wir mussten unsere Tochter unverzüglich, innerhalb weniger Stunden abholen und wieder bei uns aufnehmen, ansonsten eine pflegschaftsrichterliche Maßnahme durch Unterbringung Katjas in einem Pflegeheim drohte.
Behördlicherseits gab es zu dieser ungesetzlichen Maßnahme vor nun bereits drei Monaten, keine Reaktion. Selbst die Volksanwaltschaft, welche mit diesem Fall ebenfalls betraut wurde, hat aus unserer Sicht bisher zu keiner Klärung in dieser Sache beitragen können, außer die entsprechende Landesregierung auf Versäumnisse in der Gesetzgebung hinzuweisen.
Für private Betreuung und Pflege keine ausreichende Unterstützung
Unsere Bemühungen um Kostenersätze bei den Jugendwohlfahrts- und Sozialbehörden sind inzwischen nach drei Monaten relativ totgelaufen. Es geht hier nur mehr um Kosten für Kleinigkeiten und nicht um eine Erfassung und Lösung der Gesamtsituation! Letztlich wird nur ein Bruchteil der wahren Aufwendungen getragen, geschweige denn die Pflegeleistung, die wir Tag für Tag erbringen, angemessen abzugelten oder auch nur ansatzweise einen Ersatz für den resultierenden Verdienstentgang zu gewähren.
Es kam inzwischen sogar zu erheblichen Einschränkungen gegenüber früheren Kostenübernahmen. Die möglicherweise als Bestrafung gedachten Beschneidungen gingen sogar soweit, dass sich die Jugendwohlfahrt mit nicht nachvollziehbaren Begründungen aus der Verantwortung zurückgezogen hat (da es sich um ein “behindertes” Pflegekind handelt) obwohl Katja noch keine 18 Jahre und nach wie vor Pflegekind ist.
Man sollte doch annehmen können, dass es nicht im Interesse der Jugendwohlfahrt und Sozialpolitik sein dürfte, Pflegeeltern wegen des intensiven Betreuungsaufwandes bedingt durch die Behinderung des Pflegekindes in den finanziellen Ruin zu treiben, weil die beruflichen Erwerbsmöglichkeiten enorm eingeschränkt sind.
Durch das Vorgehen der Betreuungseinrichtung und Nichteinschreitens der Behörden sind wir nun gezwungen, selber rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche für die Betreuung und Pflege Katjas aufzukommen.
Der Druck von Sozial- und Jugendämtern solle uns möglicherweise zermürben, bis wir aufgeben, für unsere und Katjas Rechte zu kämpfen.
Offensichtlich wird alles gutgeheißen, was seitens einer etablierten und anerkannten Einrichtung unternommen wird und möglicherweise wird Darstellungen von deren Vertretern ungeprüft mehr Glauben geschenkt als besorgten Betroffenen.
Immerhin waren diese Einrichtungen letztlich nur durch großzügige Förderungen in Millionenhöhe durch beide Länder möglich gemacht worden.
Bei Unterbringung in einer stationären Einrichtung im Rahmen der Sozialhilfe war für Katjas Lebensunterhalt, Betreuung und Pflege aus öffentlicher Hand für die Zukunft gesorgt. Kostenübernahme von monatlich etwa Euro 6.000,- war zugesichert.
Durch die ungesetzliche Handlung dieser Einrichtung (unter Aufsicht und ev. Mitbeteiligung von Behörden) ist diese Versorgung und Absicherung nicht mehr gegeben.
Dieser Zusammenhang würde Katja praktisch dazu zwingen, ihr weiteres Leben in einem Heim zu verbringen, außerhalb gibt es keine finanzielle Absicherung!
Und das ist sicher kein Einzelfall.
“Durch ihre Unglaubhaftigkeit entzieht sich die Wahrheit dem Erkanntwerden”
Heraklit von Ephesos um 500 v. Chr.
Gleiche Rechte, Chancen-Gleichheit?
Diskriminierung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen findet nicht nur durch Barrieren, Stufen und fehlende Liftanlagen statt, auch nicht nur durch Verweigerung von Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten oder “Zugängen” zum gesellschaftlichen bzw. beruflichen Leben.
Ungleichbehandlung ist immer die logische Folge der Ungleichbewertung von Menschen in unseren Köpfen! Daraus resultiert das Tolerieren der Benachteiligung von Mitmenschen und z.B. auch das Abschieben und Aufbewahren in Einrichtungen.
Über diese, im Kern falsche Grundausrichtung täuschen auch neue Behindertengesetze oder moderne Konzepte wie verschiedene Wohnformen mit integrativem Anstrich nicht hinweg!
Missachtung von Gleichbehandlungsrechten findet in Österreich nach wie vor und vielleicht noch sehr lange auf Gesetzesebene und mit System statt,
weil die Ungleichbewertung von Menschen kaum aus den Köpfen auszurotten ist!
Alleine schon dadurch, dass es “Behindertengesetze” oder “Behindertengleichstellungsgesetze” geben muss, ist Ungleichbehandlung vorprogrammiert – Konsequenterweise liegt es dann immer an der Definition, wer ist “behindert”?
Aus unserer speziellen Erfahrung betreffend Pflegeeinrichtungen, gelten hochoffiziell (inzwischen auch von der Volksanwaltschaft bestätigt) unterschiedliche Gesetze für “behinderte” Pflegebedürftige und “andere” Pflegebedürftige.
Durch die Unterscheidung aufgrund eines Etikettes “behindert” findet auf Gesetzesebene eine Missachtung grundsätzlicher Menschenrechte statt!
Wir haben mit unserem persönlichen Anliegen bisher noch keine Institution, Person oder Interessensvertretung gefunden, die in diesem komplexen Zusammenhang kompetent geholfen hätte. Es gilt den Gesamtzusammenhang zu erfassen und die Ungeheuerlichkeiten, vor allem den verantwortlichen Behörden gegenüber, beim Namen zu nennen.
Allgemeine Situation:
Ich möchte nicht nur auf die eigene Situation hinweisen, sondern aus persönlicher Sicht und auch Kenntnis über so manche Situation anderer Familien in ähnlichen Herausforderungen, auch über die Misere im Allgemeinen informieren:
- Familien mit schwerstbehinderten Kindern, welche durch Verzicht und Aufopferung an ihre Belastungsgrenzen gehen müssen, werden von Behörden, Krankenkassen, Politik etc. nicht nur im Stich gelassen, sondern noch zusätzlich belastet.
- Entgegen anderslautender Bekundungen, dass Pflegeeltern aus dem Pflegeverhältnis keine Kosten erwachsen dürfen, werden Pflegefamilien mit besonderen Kindern in Österreich durch die enormen Belastungen in die Armut getrieben.
- Bei länderübergreifenden Pflegevermittlungen werden die Pflegefamilien in dem Wirrwar aus behördlichen Zuständigkeits- Abschiebungen zerrieben.
- Die zuständigen Stellen, einerseits Jugendwohlfahrt aufgrund Pflegeverhältnis, andererseits Sozialabteilungen aufgrund Behinderung, sind ebenfalls in der Koordination von Verantwortung und Kompetenz überfordert. Ganz schief läuft es dann, wenn beide letztgenannten Kriterien zutreffen.
- Neben dem Verzicht auf viele Dinge, welche andere Familien als Selbstverständlichkeit ansehen dürfen (Feierabend, Wochenende, Urlaub, Existenz-Absicherung …) wird Familien mit schwer pflegebedürftigen heranwachsenden Kindern und Jugendlichen bis zur Erschöpfung und zum Burn-Out alles abverlangt und keine ausreichende Unterstützung gewährt.
- Für die Errichtung von Einrichtungen, stationärer (angeblich professioneller) Unterbringungsformen wird jede Menge öffentliche Gelder und Förderungen ausgegeben (handelt es sich um Vorzeige- Prestigeobjekte?) – für die Sicherstellung des laufenden Betriebes, also vorwiegend den Personalkosten, wird an nötigem, ausreichendem, qualifizierten Personal gespart, bis hin zum (behördlich gedeckten) ungesetzlichen Betrieb von Einrichtungen.
- Der Betreuung und Pflege im häuslich, familiären Rahmen (angeblich unprofessionell) wird zwar oft schönrednerisch der Vorzug gegeben, nicht aber danach gehandelt (es drängt sich der Verdacht auf, dass hier nur der ökonomische Aspekt im Vordergrund steht).
- Mit dem Hinweis auf das Bundes-Pflegegeld wird immer wieder versucht, Kosten und Belastungen auf die Bezieher dieser Leistung abzuwälzen, welche gar nicht aus dieser Unterstützung abzudecken sind.
Wirklich einfühlen kann sich vielleicht nur, wer schwere Krankheiten in der Familie, mit langfristiger Pflegesituation, erleben musste bzw. gerade durchlebt oder selber zu jenen etwa 800.000 Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Österreich oder deren Angehörigen gehört.
Gerhard Lichtenauer, Steyr 7.7.2005
KATJA _______________________________________________________________
Nach dramatischem Lebensbeginn vor fast 11 Jahren am 1. Juni („Tag des Lebens„) kämpfte ich viele Wochen um meines. Künstliche Beatmung, Streptokokkensepsis, Hirnblutung, Nierenversagen, Lungenrisse, 1300 Gramm Geburtsgewicht. Mein Schöpfer ließ mich weiterleben, obwohl die Ärzte mir fast keine Aussichten dazu gaben. Gott hatte aber einen Plan mit mir. Aus 1300g wurden 7600g, als ich nach 18 Monaten Odyssee von Krankenhaus, Mutter, falschem Pflegeplatz, Kinderheim endlich bei meinen jetzigen Pflegeeltern landete.
Mein seelischer Zustand war katastrophal, nervös keine Haare, keine Zähne, unfähig einen Gegenstand zu halten. Ich passte mit meinen eineinhalb Jahren noch gut in einen Babywagen. Alles was ich von selbst tat, war Kopfwälzen, Kopfschlagen und Hände abschlecken. Ich war ständig nass bis zu den Ellbogen und meine Mama hatte dadurch viel Wäsche zu waschen. Nichts konnte ich halten und vom selber Umdrehen war ich weit entfernt. Dass ich eine Opticus- Atrophie habe wurde meinen Eltern erst gesagt, als sie mich vom Heim abholten. Sie nahmen mich natürlich trotzdem, denn Gott hat ihr Herz auf mich vorbereitet.
Es war nicht leicht, man hat mich per Gutachten als „nicht familienfähig„ abgestempelt, um anderen, nicht behinderten Kindern die Pflegefamilie nicht wegzunehmen. Aber WIE fähig ich dennoch war , die Liebe und Geborgenheit eines normalen Familienlebens aufzusaugen zeigte sich bald an meiner Entwicklung: Nach nur drei Monaten konnte ich mich nicht nur umdrehen und mein Flascherl selber halten, sondern machte sogar erste Krabbelversuche.
Im Kinderzentrum München (eine Fachklinik für Entwicklungsrehabilitation) lernten meine Eltern während eines mehrwöchigen Aufenthalts, was sie mit mir alles tun können, vor allem Voijta-Therapie. Nach einem dreiviertel Jahr konnte ich frei laufen, ich war zweieinhalb Jahre alt. Die Handflächen nach vorne haltend, rannte ich lachend im Haus herum, lernte jeden Weg und jede Tür kennen und bewegte mich immer dem Licht entgegen. Ohne jedes Gefahrenbewusstsein lief ich auf die Straße hinaus wenn irgendwo eine Gelegenheit dazu war – oder ich erklomm Sessel, Tische und Betten, um mich je nach Laune kopfüber runterfallen zu lassen.
Inzwischen war ein neues Familienmitglied dazugekommen, Michael, 10 Wochen alt. Wusstet ihr, dass man Adoptivkinder stillen kann? Meine Mama versuchte es und hatte große Freude am Erfolg. Im Alter von 3 ½ Jahren, im Februar 1992 fiel ich, ohne jede Vorzeichen , von einem Tag auf den anderen in ein komatöses Zustandsbild. Viele Wochen Krankenhaus- und Intensivaufenthalt folgten, hunderte von Krampfanfällen, oftmalige Medikamentenexperimente, mühsame Fütterungsversuche waren mein Alltag. Ich erbrach sehr oft, die Nächte wurden zum Tag, Die Diagnose hieß: Lennox – Gastaud – Syndrom (schwerste Form von kindlicher Epilepsie).
Ein großer Entwicklungsrückstand war die Folge. Ich konnte nichts mehr. Nach vielen Wochen lächelte ich erstmals wieder. Aber nach Regen folgt Sonnenschein. Ich erholte mich sehr langsam. Nach einigen Jahren konnte ich mich wieder alleine umdrehen und jetzt, als Höhepunkt meiner Beweglichkeit, knie ich sogar oder hüpfe im Vierfüßerstand mit den Händen (wie ein Goaßbockerl).
Ich bin ein ausgesprochen fröhliches Kind, ich lache viel. Ich kann nichts sprechen und keine Worte verstehen, umso besser verstehe ich es Berührungen zu genießen – vom Schmusen bis zum wilden Kitzeln. Ich liebe alle Lichtspiele und Musik und bin gern am Wasserbett mit Brummtönen.
Meiner Mama liegt sehr viel daran, Euch, liebe Leser auf etwas hinzuweisen, was mir und meinem inzwischen achtjährigen Bruder Michael gesundheitlich sehr geholfen hat. Vor ca. 3 Jahren begann Mama mit der Umstellung unserer Ernährung auf vitalstoffreiche Vollwertkost. Seither sind wir nicht mehr alle zwei Monate verschnupft und verkühlt, die Lungenentzündungen gehören der Vergangenheit an.
Man glaubt es kaum, aber meine Anfälle sind auch weg, vor ein, zwei Jahren hatte ich noch täglich viele Krampfanfälle. Die gesunde Kost sollte jedes Kind bekommen, meint meine Mama. Deshalb zum Abschluss das Rezept für meine wichtigste Mahlzeit:
Der Frischkornbrei:
3 Esslöffel grob geschrotetes Getreide (über Nacht einweichen)
oder 6 Esslöffel frische Haferflocken (kurz einweichen)
1 – 2 Stk. kleingeschnittenes Obst
Zitronensaft, Honig, geriebene Nüsse, 1 Esslöffel Sahne
Für mich wird alles fein püriert, weil ich nur Breikost esse. Die Anschaffung einer Getreidemühle ist ebenso wichtig wie die einer Waschmaschine, weil nur im frisch gemahlenen Getreide alle lebensnotwendigen Stoffe drinnen sind. Wer nun neugierig geworden ist, soll uns schreiben. Ihr erhaltet dann eine Broschüre zum Thema vitalstoffreiche Kost.
Der Herr sorgt sich täglich für die, die sich in allem nach ihm richten (Psalm 37, 18)
Charlotte Lichtenauer Stand 1999
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Diese und weitere Lebensgeschichten von besonderen Familien finden sie Online unter: http://www.esh.at/geschichten/50018995c5089ff1d/index.html
Link korrigiert (28.1.2012): http://www.esh.at/__altehomepage/geschichten/index.html
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Liebe Marieluise,
danke für deine Segenswünsche. Gott wird in jedem Fall zu Seiner Zeit für Gerechtigkeit sorgen und einen Ausgleich schaffen. Diese Sicht ist eine nette Tradition deiner muslimischen Freunde.
Diese klaffende Wunde unserer Kultur, die du angesprochen hast, ist auch mit der christlichen Nächstenliebe nicht kompatibel. Leider sind aber auch christliche Kreise davon verwundet. Mit Nina nach Ägypten zu fliegen muss ja ein Abenteuer sein. Fein, dass das klappt. Kannst du uns ein Hotel empfehlen? Vielleicht getrauen wir uns auch einmal, so etwas zu unternehmen. Euch Gottes Segen!
Gerhard
Ich wünche euch Liebe, Friede und Erfüllung. Alles was ihr gegeben habt, soll 1000 nfach zurück kommen auf euch- jede Freude, jeder Lichtblickt und auch das Gegenteil. Keine Sorge, jede gute Tat wird vergütet- zumindeest im Himmel. Ich nwar nie ein Moslem, aber wenn ich mit meiner Sonne Nina nach Ägypten fliege (jedes Jahr im DEezember) dann ist Nina (Pflegestufe 7, künstlich ernährz, KANÜLLE; TAETRASPASTIK) in Dahab das Engelchen, die Leute küssen ihr die Füsse, schenhken ihr Obst, laden uns ein- wasrum- weil die Moslems glauben, daß behinderte ein Geschenk Gottes sind, und jeder der lieb zu ihnen ist kommt in den Himmel. Und daher ünterstützen sie das Kind . Die europäische chrtist. Gemeinschaft glaubt, ein behindertes Kind ist eine Strafe,jede Krankheit ist eibe Strafe für deine Sünde. Daher, schau nach einer muslimischenGemeinde- wenn euer Kind mehr behindert ist, als die Kinder dort (wobei,Cousin-Verbindungen haben viele behinderte Kinder
Zum oben unter “Einige Beispiele” angeführten Punkt,
etwas näher beschrieben auch hier im BIZEPS- Forum am 13.3.2006 ein Nachtrag:
Zu diesen Vorkommnissen vor neun Jahren erfuhren wir heute an Katjas 7.777-sten “Geburtstag” eine späte Genugtuung: Jener SPZ-Leiter wurde nun vom Lehrerkollegium mehr oder weniger unsanft “rausgeworfen”.