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02.09.08 - Gerhard Lichtenauer - Druckansicht und drucken

Selbstvertretung für ALLE behinderten Menschen!

Wir dürfen NIEMANDEM vorgeben, wohin er/sie “hingehört”.

Posting im Forum von BIZEPS-INFO zum Artikel:
Ruppe: “Es ist das einzig Glaubwürdige, dass behinderte Menschen ihre Anliegen selbst vertreten” … Forumsbeitrag (02.09.08)

http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=9096#fid8622 2. September 2008 11:56 Uhr

Lieber Herr Mag. Ruppe,
ich freue mich über Ihre Kandidatur zum NR und wünsche Ihnen viel Erfolg. Besonders Not-wendig finde ich, dass Personen in der Politik mitgestalten, die einen Blick für den “gesamten Hilfebedarf” haben. Ich begrüße daher stark, dass Sie ALLE Behinderungsarten “abdecken” wollen und fraktionsübergreifende Zusammenarbeit zur Erreichung behindertenpolitischer Ziele anstreben würden.

Ich stehe voll zum Prinzip der Selbstvertretung, möchte aber auf Gruppen hinweisen, die selbst für ihre Selbstbestimmung und Selbstvertretung eine umfassende Assistenz benötigen. Für Menschen mit Lernbehinderung gibt es bereits Entwicklungen zur Selbstvertretung (“People First”- Gruppen), ein anderer Bereich fällt jedoch regelmäßig “durch den Rost”. Die Gruppe der schwerst Mehrfachbehinderten, also z.B. wachkomatöse oder gehirnverletzte Menschen oder solche mit schweren gehirnorganischen Erkrankungen brauchen ein Sprachrohr, eine “Vertretung in der Selbstvertretung”, worin manche einen – ich aber keinen -Widerspruch sehe(n).

Einem Satz Ihres Interviews möchte ich eine nötige Ergänzung hinzufügen. Sie sagen: “Menschen mit Lernbehinderung gehören auch in die Mitte der Gesellschaft in kleine, gut betreute Wohneinheiten. Da ist Schweden für mich ein Vorbild”. Wir dürfen NIEMANDEM vorgeben (auch laut UN-Behindertenkonvention Art. 19) wohin er/sie “hingehört”. Selbstverständlich diskriminierungsfrei in die Mitte der Gesellschaft! Aber ob in kleinen selbstverwalteten betreuten ambulanten Wohnpflegegruppen oder in der Ursprungs- oder Wahlfamilie (mit ebenfalls bedarfsdeckender finanzieller und personeller Unterstützung) oder je nach Möglichkeit mit Assistenz in eigener Wohnung zu leben, muss JEDEM die Wahlfreiheit gewährt werden. Auch dazu ist Schweden Vorbild, selbst bei Menschen mit schwerstem kognitivem Unterstützungsbedarf.

Nachtrag 2. September 2008 13:11 Uhr
Mag. Sebastian Ruppe schließt sich dem Hinweis zur unterstützten “Selbstvertretung” schwerst mehrfach behinderter Menschen und der konstruktiven Kritik an der Formulierung zur “Unterbringung” lernbehinderter Menschen an.
Zur Antwort: http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=9096#fid8624

Lieber Herr Lichtenauer,
danke für Ihren ermutigenden, konstruktiv-kritischen Beitrag, in dem Sie mir wichtige Hinweise zur Selbstvertretung schwerst mehrfach behinderter Menschen geben und mich richtigerweise darauf hinweisen, dass ich in meiner Formulierung zur “Unterbringung” lernbehinderter Menschen den Gedanken”raum” eher geschlossen statt geöffnet habe.
Genau so stelle ich mir die Zusammenarbeit mit “Euch allen da draußen” vor, denn ich bin bei weitem nicht schon Experte für Alle/s und glaube nicht, dass ich alles weiß, sondern im Gegenteil, ich kann nie aufhören zu lernen und meine Horizonte im Bereich Behinderung zu erweitern.
People first und Ihre Initiative Daheim statt Heim, die ich sehr schätze! (z.B. den Entwurf zum Assistenzleistungsgesetz) – wären für mich klare Ansprech- und Informationspartner in einer eventuellen. politischen Arbeit. Und Schweden wäre ein erstes “Bildungsreiseziel” von mir!
Mit herzlichen Grüßen aus Graz
Sebastian Ruppe

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