Bildungsauftrag verpflichtet zur Einbeziehung behinderter Menschen im Programmangebot
Auszug:
- Einbeziehung behinderter (und auch kranker und altersbedingt hilfebedürftiger) Menschen im Programmangebot würde vieler Menschen Berührungsängste abbauen helfen und zu mehr Miteinander im Umgang führen.
- Auf dem Weg zu einer Gesellschaftskultur der Inklusion könnten und sollten die Medien als Katalysator eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle einnehmen.
NR-Abg Dr. Franz-Joseph Huainigg, ÖVP-Sprecher für Menschen mit Behinderung, präsentiert in den drei Wochen bis zur NR-Wahl am 28.09.2008 auf seiner Homepage 21 Positionen, Forderungen und Wünsche zur Behindertenpolitik.
Hier in Katja’s Blog meine Diskussionsbeiträge im FJH21-Forum:
Link zu allen meinen Beiträgen: katja.at/tag/fjh21
Beitrag DsH_ad_FJH21_21 (2008.09.08-03:58):
Position 1: Der ORF und sein öffentlich-rechtlicher Auftrag (FJH- Originaltext siehe unten)
Ich finde auch, der ORF hat bezüglich Medienpräsenz behinderter Menschen einen dringenden Handlungsbedarf. Die Defizite bei der Paralympics- Berichterstattung, bei der Untertitelung des Angebots sowie barrierefreiem Online- Angebot sind offensichtlich, wie der internationale Vergleich zeigt. Um nicht noch mehr ins Hintertreffen zu geraten, sollte der ORF eine Offensive starten, von selber kommt’s nicht.
*** Soll der ORF wirklich über ein Minderheitenprogramm wie den Behindertensport vermehrt berichten? ***
Eine unspektakuläre – von Normalität geprägte – Einbeziehung behinderter (und auch kranker und altersbedingt hilfebedürftiger) Menschen im Programmangebot würde vieler Menschen Berührungsängste abbauen helfen und zu mehr Miteinander im Umgang führen.
*** Dominiert im ORF das Bild des armen, vom Schicksal verfolgten, behinderten Menschen? Ist das die Lebensrealität? ***
Ich sehe beim ORF zwei Tendenzen. Einerseits die gewohnte Maschinerie, das spenden-motivierbare Volk in Almosenkultur einzusäuseln, nach dem Wunschfilm- Motto: “Sie wünschen, wir spielen”.Andererseits, in den Pflegedebatten der letzten beiden Jahre leistete der ORF einen unverzichtbaren Beitrag. Einige der Miss-stände – verursacht durch das derzeitige unsolidarische Hilfesystem (Pflegebedürftigkeit als Privatrisiko) – wurden in vielen Reportagen und Dokumentationen aufgezeigt und einer breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht.
Damit zur Frage (behindert = arm: Lebensrealität?) Es ist leider eine grausame Realität! Ich meine damit nicht die Behinderung an sich, die meistens nicht zu ändern ist und welche Betroffene als gegeben annehmen lernen (müssen). “Mitleid” als Gefühl ist auch keine Lösung und wird verständlicherweise vom Bemitleideten als Kränkung empfunden. Respekt und Enthinderung ist aber unser aller Auftrag. Die allgegenwärtige und existenzielle Benachteiligung behinderter Menschen (mitsamt deren Angehörigen) gegenüber Nichtbehinderten, könnten wir als Solidargemeinschaft jederzeit abschaffen, wenn es uns ein wirkliches Anliegen wäre! Deshalb brauchen wir Barrierefreiheit – niedergerissene Mauern und Rampen zum Du – in unseren Köpfen.
*** Könnte der ORF durch eine andere Darstellung und Medienpräsenz das gesellschaftliche Bild von behinderten Menschen verändern? ***
Ich wünsche mir vom ORF (und der gesamten Medienlandschaft) eine Imagekorrektur behinderter Menschen im Sinne voller Inklusion aber auch ein verstärktes Engagement, Druck auf die Politik auszuüben, welche bisher hartnäckig und schändlich verhinderte, dass behinderte Menschen mit Rechtsansprüchen ausgestattet werden, durch bedarfsdeckende und bedürfnisgerechte Unterstützungen ähnliche Entfaltungsmöglichkeiten und Chancen zu erhalten, wie Nichtbehinderte.
Auf dem Weg zu einer Gesellschaftskultur der Inklusion, vom kolportiertem zum tatsächlich gelebten “Paradigmenwechsel”, beim Ausjäten des tief verwurzelten Aussonderungs-Unkrauts könnten und sollten die Medien als Katalysator eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle einnehmen. Das würde ich jedenfalls im Bildungsauftrag eines öffentlich rechtlichen Mediums begründet sehen.
In der Presseaussendungheißt es: Paralympics: ORF MUSS seinen öffentlich- rechtlichen Auftrag erfüllen! Inwieweit hat der ORF bereits die gesetzliche Verpflichtung dazu und woran hapert es dann? Könnte nicht ein konkreter diesbezüglicher Auftrag durch eine parlamentarische Initiative aller Behindertensprecher als fraktionsübergreifendes nationales Anliegen nachhelfen?
Gerhard Lichtenauer, Österreichische Bürgerinitiative “Daheim statt Heim” und Katja’s Blog (www.katja.at)
ORIGINALTEXT zu FJH21_21 -Quelle: http://www.franzhuainigg.at/cgi-bin/fjh21.cgi?_21 (07.09.2008)
DER ORF MUSS SEINEN ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN AUFTRAG ERFÜLLEN !
Mit einer großen Abschiedszeremonie gingen die Olympischen Spiele in Peking zu Ende. Das olympische Feuer wurde ausgelöscht, die Welt wandte sich ab – und dabei hatten die Paralympics noch nicht einmal angefangen. Das Schattendasein des Behindertensports wird vor allem durch mediales Desinteresse zementiert. Der ORF schickt nur ein einziges Kamerateam zu den Wettkämpfen – ein zweites finanziert das Paralympics-Komitee selbst. Es gibt kein Olympiastudio und keine Live-Übertragungen im ORF.
Schade, denn so verabsäumt der ORF die Möglichkeit, sein Publikum auf die Leistungen und Erfolge behinderter Menschen aufmerksam zu machen. Es wäre ein veränderter Blickwinkel – denn üblicherweise ist die Berichterstattung über behinderte Menschen defizitorientiert und auf Opferrollen beschränkt. Aber hätte hier der ORF als öffentlich-rechtlicher Sender nicht einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen?
Ist ein blinder Nachrichtensprecher, eine gehörlose Showmasterin oder ein Reporter im Rollstuhl wirklich so unvorstellbar? Der ORF hat einen öffentlich-rechtlichen Auftrag. Und dieser muss auch lauten: Behinderte Menschen als JournalistInnen auszubilden und gleichwertig einzusetzen. Nur so kann das Bild von behinderten Menschen in der Gesellschaft nachhaltig verändert werden.
(Lesen Sie demnächst: Der ORF muss barrierefrei zugänglich werden)
UND WAS MEINEN SIE?
Soll der ORF wirklich über ein Minderheitenprogramm wie den Behindertensport vermehrt berichten?
Dominiert im ORF das Bild des armen, vom Schicksal verfolgten, behinderten Menschen? Ist das die Lebensrealität?
Könnte der ORF durch eine andere Darstellung und Medienpräsenz das gesellschaftliche Bild von behinderten Menschen verändern?
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